Die Kreditlandschaft im Dezember 2022
Weihnachten steht vor der Tür und die Deutschen hadern damit, ob sie sparen sollen (bzw. müssen) oder nicht – zumindest, was die Geschenke zum Fest angeht. Entsprechend interessant ist der Blick auf eine aktuelle Umfrage, die sich damit beschäftigt, wie viel der deutsche Verbraucher für Präsente ausgeben will und ob eine Finanzierung in Frage kommt. Überraschenderweise ist letzteres bei jedem Vierten der Fall. Darüber hinaus schauen wir auf den drastischen Rückgang des Volumens von Wohnungsbaukrediten und auf die EU-Pläne zum Schutz von Online-Kredit-Kunden. Ach ja: Wie gewohnt gibt es die monatlichen Zins-Indizes.
- Ein Drittel weniger Wohnungsbaukredite: Deutlicher Einbruch im Herbst
- Verbraucherkreditlinie wurde durch die EU überarbeitet
- Weihnachtszeit, Kreditezeit? Laut einer Umfrage planen viele Deutsche Weihnachten auf Pump zu finanzieren
- Auch wenn es gerade wieder abwärts geht: Bauzinsen stiegen seit Jahresbeginn um 122 Prozent
Rekordeinbruch: Volumen der Wohnungsbaukredite sinkt um über 34 Prozent
Dramatisch – mit diesem Wort lässt sich der Rückgang bei Wohnungsbaukrediten an Privathaushalte derzeit zusammenfassen. Ein Blick auf die Daten der Deutschen Bundesbank zeigt, dass das Kreditvolumen im Neugeschäft, Stand Oktober 2022, auf 14,93 Milliarden Euro gesunken ist – ein Minus von 34,04 Prozent im Vergleich zum gleichen Vorjahresmonat. Bereits im September lag der Wert mit 16,11 Milliarden Euro unter dem Vergleichswert aus 2021 (-27,52 Prozent). Um einen ähnlichen Absturz zu finden, muss bis ins Jahr 2004 zurückgeblickt werden. Im damaligen September rauschte das Kreditvolumen um -25,51 Prozent nach unten.
Wie sieht der Markt bei Bestandskrediten aus? Die Aufteilung des bestehenden Wohnungsbau-Kreditvolumens macht deutlich, dass die Sparkassen weiterhin das Feld mit ca. 387 Milliarden Euro anführen, gefolgt von privaten Kreditbanken mit ca. 330 Milliarden Euro sowie den Genossenschaftsbanken mit knapp 317 Milliarden Euro. In den letzten zehn Jahren gewannen die Genossenschaftsbanken allerdings 9,12 Prozent Marktanteil hinzu, während Sparkassen und Kreditbanken einige Marktanteile verloren.
Mehr Schutz für Verbraucher bei Online-Krediten
Künftig werden Kunden, die online einen Kredit abschließen, mehr Schutz und Informationen erhalten. Das besagen nämlich die neuen EU-Regeln, mit denen die Verbraucherkredite an die digitale Zukunft angepasst werden sollen. Das Europäische Parlament und die Minister der EU-Staaten im Rat einigten sich kürzlich auf die Kernelemente der überarbeiteten Verbraucherkreditrichtlinie. Vorgesehen ist u. a., dass Verbraucher klar und verständlich über die Kosten eines Kredits und über die entsprechenden Tilgungsmodalitäten informiert werden. Eine bessere Prüfung der Kreditwürdigkeit soll vor allem Haushalte mit niedrigerem Einkommen vor Überschuldung absichern.
Die erweiterten Regelungen decken insbesondere neue Formen von Krediten ab, die in der Regel online angeboten werden. So sind auch Kredite unter 200 Euro, P2P-Kredite von Privatpersonen an andere Personen sowie Online-Sofort-Käufe, bei denen Verbraucher später zahlen, einbegriffen.
Umfrage: Jeder Vierte hält Weihnachten auf Pump für möglich
120 Milliarden Euro werden die Deutschen im November und Dezember 2022 nach einer Prognose des Handelsverbands Deutschland ausgeben – preisbereinigt rund vier Prozent weniger als 2021. Ebenfalls interessant: Der Anteil der Personen, die für Festtagsausgaben zwischen 300 und 1.000 Euro einplanen, liegt durchschnittlich um 15,7 Prozent niedriger als im Vorjahr. Das ergab jetzt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Smava. Noch stärker rückläufig ist der Anteil an Personen, die mehr als 1.600 Euro ausgeben wollen (-32,5 Prozent). Etwas gestiegen sind die Anteile der Deutschen, die 1.000 bis 1.600 Euro (+7,7 Prozent) bzw. „kein Limit“ (+2,1 Prozent) angeben. Die generellen Zahlen zeigen, dass der größte Anteil jener ist, die bis zu 300 Euro ausgeben will (35,8 Prozent). Nur jeder Zehnte (9,6 Prozent) hat keine Begrenzung.
Etwa 28,7 Prozent der Deutschen hält es 2022 zudem für möglich, dass sie ihre Festtagsausgaben über eine im Bezahlprozess vorhandene Möglichkeit ganz oder teilweise finanzieren. 2021 lag dieser Wert noch bei knapp 35 Prozent.
Ein Teil der Deutschen gab außerdem an, die Ausgaben für die Weihnachtszeit z. B. mithilfe einer Kreditkarte (20,4 Prozent), mit Angeboten von Dienstleistern wie Paypal oder Klarna (5,9 Prozent) oder mittels angebotenen Zahlpause von Händlern (2,2 Prozent) zu zahlen.
Zinsentwicklung im Dezember 2022
Ratenkredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
Smava | -0,40% | Maxxkredit | 3,49% |
OFINA | -0,40% | Volkswagen Bank | 3,99% |
Verivox | 0,00% | HypoVereinsbank | 3,99% |
Ikano Bank | 1,49% | OFINA | 4,29% |
Younited Credit | 1,89% | Bank of Scotland | 4,35% |
Der Trend zeigt eindeutig weiter nach oben. Die durchschnittlichen Mindest-Sollzinsen bei Privatkrediten lagen zum Monatsbeginn bei 3,6672 Prozent – im November fanden sich an gleicher Stelle lediglich 3,4960 Prozent. Auch bei den Zweidrittelzinsen, d. h. dem Zinssatz den 2/3 aller Verbraucher erhalten, klettert der Wert hinauf auf 5,576 Prozent. Das bedeutet ein Plus von ca. 13,6 Prozent zum Vormonat. Im Vergleich ganz oben, was die niedrigsten Werbezinsen angeht, bleiben Smava und OFINA mit jeweils -0,40 Prozent. Allerdings dürften sich entsprechende Lock-Angebote nicht mehr lange halten.
Autokredite
Beste Nominalzinsen | Beste 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
OFINA | -0,40% | DSL Bank | 2,85% |
Verivox | 0,00% | Bank of Scotland | 3,90% |
Smava | 0,68% | Ikano Bank | 3,99% |
Younited | 1,89% | OFINA.de | 4,24% |
Commerzbank | 1,99% | SWK Bank | 4,29% |
Zunächst vorab: An unserer Top 5 gab es zum Stichtag 1. Dezember 2022 keine Änderung. Sowohl bei den Werbezinsen als auch bei den Zweidrittelzinsen blieb die Spitze stabil. Bei der allgemeinen Zinsentwicklung nehmen die Autokredite aber die nächste Stufe. So klettern die durchschnittlichen Mindest-Sollzinsen auf 3,7362 Prozent (November: 3,419 Prozent). Die Zweidrittelzinsen steigen ebenfalls auf 4,5123 Prozent und überspringen damit innerhalb von knapp zwei Monaten die 4-Prozent-Hürde deutlich. Noch Ende September lag der Wert bei 3,980 Prozent).
Baufinanzierungen
Nominalzinsen* | 2/3-Effektivzinsen | ||
---|---|---|---|
Anbieter | Zins p.a. | Anbieter | Zins p.a. |
immo-finanzcheck.de | 2,86% | immo-finanzcheck.de | 3,13% |
creditweb | 2,87% | creditweb | 3,35% |
DTW | 2,87% | 1822direkt | 3,59% |
Baufi24 | 2,97% | Baufi24 | 3,62% |
DSL Bank | 3,08% | Dr. Klein | 3,63% |
* Finanzierungsbedarf 300.000 Euro, Tilgung 4,00 Prozent, Sollzinsbindung 15 Jahre |
Trendwende oder Verschnaufpause? Die Bauzinsen sanken zuletzt auf einen durchschnittlichen Wert von 3,04 bis 3,07 Prozent – rund 122 Prozent mehr als zu Jahresbeginn 2022. Bei den Top 5 der Werbezins-Angebote hat sich auch einiges getan. So wurden im Dezember die Plätze drei, vier und fünf ausgetauscht. Dort rangieren jetzt DTW mit 2,87 Prozent, Baufi24 mit 2,97 Prozent und die DSL Bank fällt zwei Plätze runter mit 3,08 Prozent. Raus aus den Top 5 sind vorerst die 1822direkt und Baufi-line. Die Zweidrittel-Zinsen (siehe Übersicht) blieben hingegen vergleichsweise stabil.