Verschuldung von Unternehmen
Sind Unternehmen verschuldet, muss dies noch lange kein Anzeichen für eine bevorstehende Insolvenz sein. Verschuldungen sind oft notwendig für Investionen, zum Beispiel über Kredite bei Banken oder Zahlungsziele bei Händlern und Lieferanten. In dieser Statistikreihe geht es um die Verschuldung von Unternehmen innerhalb Deutschland, weiteren EU-Staaten und der USA. Gemessen wird die Verschuldung klassisch am Gesamtvolumen oder im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Sehen Sie hier, wie es finanziell um die Unternehmen der verschiedenen Staaten steht und wer eventuell besonders investitionsfreudig ist.
- Die Schulden von Unternehmen in Deutschland folgen seit Jahren einem steigenden Trend und betrugen zuletzt insgesamt knapp zwei Billionen Euro.
- Hingegen sinkt seit zehn Jahren die Zahl der Unternehmensinsolvenzen kontinuierlich.
- In 45 Prozent der Fälle führt Kreditablehnung zu einer Insolvenz von Unternehmen. Firmen können Kredite hier vergleichen und unverbindlich anfragen.
- Bei Betrachtung des Gesamtvolumens der Unternehmensschulden nimmt Frankreich den ersten Platz innerhalb der EU mit rund 4,2 Billionen US-Dollar ein, gefolgt von Deutschland mit rund 2,3 Billionen US-Dollar bzw. 2,0 Billionen Euro.
- Hingegen sind bei Betrachtung der Schuldenhöhe im Vergleich zum BIP die Unternehmen in Luxemburg am höchsten verschuldet (326,4 Prozent), gefolgt von weiteren Beneluxstaaten und skandinavischen Ländern.
Unternehmensschulden in Deutschland
In der nachfolgenden Statistik sind die Zahlen der Deutschen Bundesbank zu den Schulden der nichtfinanziellen börsennotierten Unternehmensgruppen in Deutschland aufbereitet. Berücksichtigt werden die im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse zugelassenen nichtfinanziellen Unternehmensgruppen, die viertel- oder halbjährlich IFRS-Konzernabschlüsse publizieren und einen nennenswerten Wertschöpfungsbeitrag in Deutschland erbringen, so die Aussage der Quelle.
Kurzum handelt es sich hierbei um die Verschuldung diverser deutscher Unternehmen, außer Kreditinstituten. Zum Ende des Jahres 2019 beliefen sich die Schulden auf eine Summe von rund 1.985 Milliarden Euro. Damit ist die Verschuldung der Unternehmen in Deutschland im Laufe der vergangenen zehn Jahre um knapp 73 Prozent gestiegen.
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Veränderung zum Vorjahr
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Unternehmensinsolvenzen in Deutschland
Im folgenden Diagramm sind die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis Datenbank) zur Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland aufbereitet. Seit dem Beginn des Betrachtungszeitraum im Jahr 1950 konnte ein regelmäßiges Auf und Ab beobachtet werden. Während die Gesamthöhe der Unternehmensverschuldung einem stetig wachsenden Trend folgt, entwickelt sich die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen scheinbar völlig unabhängig von der Verschuldung.
Der bisherige historische Tiefstand wurde im Jahr 1965 mit lediglich 2.070 insolventen Unternehmen ermittelt. Hingegen lag der Höchststand bei 39.320 Insolvenzen im Jahr 2003. Nicht einmal zur Zeit der Weltwirtschaftskrise um das Jahr 2008 konnte dieser Wert noch einmal getoppt werden. Somit bleibt auch spannend, wie sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen durch die Coronakrise verändern wird. Für das Jahr 2019 zumindest wurde bisher ein Wert von 18.749 Insolvenzen ermittelt.
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Veränderung zum Vorjahr
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Der Zweck eines Insolvenzverfahrens ist es, einen gerechten Ausgleich zwischen überschuldeten und zahlungsunfähigen Schuldnern und ihren Gläubigern zu schaffen. Dazu werden Gerichte herangezogen, die auf der Grundlage der Insolvenzordnung diese Auseinandersetzung regeln sollen.
Gründe für Unternehmensinsolvenzen gibt es verschiedene. In einer Erhebung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurden die gewichtigsten Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens zusammengetragen. Die Umfrage thematisiert Finanzierungsprobleme bei Unternehmensschließungen. 65 Prozent der befragten Unternehmen gaben fehlenden Rücklagen eine Mitschuld an der Schließung. Hier die Gründe für Unternehmensinsolvenzen im Überblick (1):
- 65 Prozent: Fehlende Rücklagen
- 56 Prozent: Zunehmende Verschuldung
- 45 Prozent: Kreditablehnung
- 34 Prozent: Mangel an Beteiligungskapital
- 22 Prozent: Kreditkündigungen
Mit 56 Prozent steht also eine zunehmende Verschuldung des Unternehmens gleich an zweiter Stelle der wichtigsten Gründe für eine Insolvenz. Die Studie wurde bereits vor einigen Jahren durchgeführt und möglicherweise steht dieser Grund mittlerweile auf Platz Eins der Rangliste, denn gemäß der ersten Statistik auf dieser Seite stellt die Verschuldung von Unternehmen ein immer weiter wachsendes Problem dar.
Finanzielle Schäden durch Unternehmensinsolvenzen
Eine bevorstehende Insolvenz bedeutet natürlich große finanzielle Schäden für ein Unternehmen, die insbesondere meist schon in der Vergangenheit eingetreten sind und somit eine Insolvenz überhaupt erst herbeiführen. Doch nicht nur das betroffene Unternehmen musste bereits Verluste verzeichnen. Duch eine Unternehmensinsolvenz tragen meist noch weitere Parteien finanzielle Schäden davon, allen voran die Gläubiger.
Wie hoch die finanziellen Schäden durch Unternehmensinsolvenzen für private und öffentliche Gläuber in der Vergangenheit ausfielen, offenbart die nächste Statistik. Obwohl im Jahr 2009 bei weitem nicht die meisten Insolvenzverfahren in der bisherigen Geschichte eröffnet werden mussten, waren in dem Jahr die finanziellen Schäden für private und öffentliche Gläubiger bislang mit Abstand am höchsten.
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Veränderung zum Vorjahr
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Verschuldung von Unternehmen weltweit
Unternehmensschulden in USD
Die Bank for International Settlements (BIS) veröffentlicht Daten zu den Unternehmensschulden in US-Dollar in verschiedenen Ländern, unter anderem von 17 der insgesamt 27 EU-Staaten und von den USA.
Die Rangliste in dieser Auswertung wird ganz klar von Frankreich angeführt. Die Unternehmen dieses Landes haben volumenmäßig insgesamt die höchste Verschuldung mit mehr als vier Billionen US-Dollar. Umgerechnet entspricht das je nach Kurs etwa 3,5 Billionen Euro. Am vorbildlichsten sind die ungarischen Unternehmen mit lediglich rund einer Milliarde USD Schulden. Doch da Ungarn ein verhältnismäßig kleines Land mit weniger Unternehmen ist, werden weiter unten auch die Unternehmensschulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt eines Landes betrachtet, um ein klareres Bild zu zeichnen.
Deutschland folgt Frankreich auf Platz Zwei in dieser Betrachtung mit rund 2,3 Billionen US-Dollar Unternehmensschulden. Dieser Wert entspricht den Zahlen der Deutschen Bundesbank aus der ersten Statistik auf dieser Seite mit umgerechnet knapp zwei Billionen Euro Schulden in 2019.
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In der folgenden Statistik sehen Sie die Gesamtschulden der Unternehmen der Eurozone. Gegenübergestellt wird diese Datenreihe den Zahlen aus den USA. In 2019 führten die USA das Rennen, doch das war nicht immer so:
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Unternehmensschulden in Prozent des BIP
Mehr Aussagekraft dürften die folgenden Statistiken mit den Zahlen zu den Unternehmensschulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt besitzen. Und hier ergibt sich auch ganz anderes Bild: Nicht mehr Frankreich führt die Rangliste mit den verschuldesten Unternehmen an, sondern Luxemburg, gefolgt von Irland und Schweden. Auffällig ist, dass die innovationsfreudigen Benelux- und Nordstaaten der EU so hohe Verschuldungsquoten aufweisen.
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Auch zwischen dem Euroraum und der USA kehrt sich hier das Bild. Anteilig betrachtet sind die Unternehmen im Euroraum deutlich stärker verschuldet als in den USA.
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Veröffentlicht am 09.11.2020 von Tina Reisewitz
Quellen und weiterführende Links
(1) ZEW – Ursachen für das Scheitern junger Unternehmen in den ersten fünf Jahren ihres Bestehens