Anzahl der Banken in Deutschland
Immer wieder ist vom Bankensterben aufgrund der Niedrigzinsphase die Rede. Doch bei genauerer Betrachtung wird deutlich, dass die Anzahl der Banken schon seit dem vorigen Jahrtausend abgenommen hat – und zwar sehr intensiv. Die folgenden Statistiken geben Aufschluss darüber, wie es um den Bankenmarkt und die Anzahl der Banken in Deutschland bestellt ist. Begründungen für die Entwicklung liefert unser Bericht.
- Im Jahr 1957 gab es 13.359 Kreditinstitute in Deutschland. Seitdem ging die Anzahl um 87,15 Prozent zurück.
- Besonders stark sind Volks- und Raiffeisenbanken betroffen.
- Einen gewichtigen Grund für die verringerte Anzahl von Banken in Deutschland stellen Bankenfusionen dar. Im Jahr 2000 wurden 240 Fusionen allein bei Volks- und Raiffeisenbanken verzeichnet.
- „Anzahl von Banken“ meint hier nicht die Anzahl einzelner Geschäftsstellen, sondern der Institute.
Anzahl der Banken insgesamt
Die Aufzeichnungen der Bundesbank reichen zurück bis in das Jahr 1957. Schon seit diesem Zeitpunkt sinkt die Anzahl der Banken fast kontinuierlich. Seit 2003 allerdings deutlich weniger stark als in den Jahren zuvor. In Summe verzeichnet Deutschland seit 1957 einen Bankenverlust um 87,15 Prozent.
Die Bereinigung trifft vor allem die kleineren Kreditinstitute. Die Zahl der großen Geldhäuser bleibt erwartungsgemäß etwa gleich. Die mittelgroßen Banken, insbesondere Privatbanken, konnten ihre Zahl sogar leicht steigern, zum Beispiel durch den Anstieg von Auslandsbanken in Deutschland. Damit liegt nahe, dass der Schwund bei den kleinen Banken nicht (nur) durch Geschäftsaufgaben oder die belastendende Niedrigzinsphase zustande kam, sondern Fusionen eine bedeutende Rolle gespielt haben dürften.
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Anzahl der Banken nach Bankart
Interessant ist auch, wie sich die einzelnen Institutsarten entwickelt haben. Zu den Kreditinstituten für die oben aufgeführte Statistik zählen gemäß der Deutschen Bundesbank folgende Arten:
- Großbanken
- Regional- und Wertpapierhandelsbanken u. sonstige Kreditbanken
- Zweigst. ausländischer Banken und Wertpapierhandelsbanken
- Landesbanken
- Sparkassen
- Genossenschaftliche Zentralbanken
- Kreditgenossenschaften
- Sonstige dem BVR (Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken) angeschlossene Kreditinstitute
- Realkreditinstitute
- Banken mit Sonderaufgaben
- Private Bausparkassen
- Öffentliche Bausparkassen
- Wohnungsunternehmen mit Spareinrichtung
- Wertpapiersammelbanken
- Bürgschaftsbanken und sonstige Banken
Wir zeigen im nachfolgenden Diagramm die Entwicklung der Kreditinstitute, mit denen Verbraucher vorrangig in Kontakt kommen.
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Bemerkenswert ist insbesondere die Entwicklung der primären Genossenschaftsbanken Volks- und Raiffeisenbanken. Während ihre Anzahl im Jahr 1990 noch bei 3.344 Insituten lag, waren es in 2019 nur noch 841. Insbesondere vor der Jahrtausendwende ist eine starke Reduktion zu verzeichnen gewesen. Erklärungen für diese Entwicklung lieferte uns Herr Steudel, stellvertretender Pressesprecher des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).
Der drastische Rückgang der Volks- und Raiffeisenbanken begann in den 1960er/ 1970er Jahren mit der zunehmenden Technisierung in der Bankenlandschaft. Daten wurden nun technisch verarbeitet, Geldautomaten aufgestellt – allesamt Faktoren, die Bankgeschäfte vereinfachten, aber auch die Kosten ansteigen ließen. Ein erster Megatrend zu Fusionen war die Folge.
1974 wurde der BVR gegründet und somit Volksbanken und Raiffeisenbanken zu „Volks- und Raiffeisenbanken“ zusammengeführt, was natürlich in erster Linie weitere Fusionen bedeutete. In den 1990er Jahren wurde eine neue Strategie formuliert, die beinhaltete, dass jedes Wirtschaftsgebiet der Volks- und Raiffeisenbanken nur noch eine Bank brauche. Mehr Banken erschienen nicht mehr erforderlich, zum Beispiel durch das Umzugsverhalten der Kunden. Sie zogen vom Dorf weg in die städtischen Vororte und tätigten nun dort ihre Bankgeschäfte oder nutzten noch schnell nach der Arbeit in der Stadt den Geldautomaten nebenan. Bankenschließungen und wieder Fusionen resultierten daraus.
Ein weiterer Grund für Fusionen und eine damit einhergehende Reduktion der Banken liegt in der Globalisierung begründet. Der Mittelstand bildet einen bedeutenden Kundenstamm der Genossenschaftsbanken und durch die anhaltende Globalisierung wuchsen diese Kunden. Banken sind an Kreditvergabegrenzen gebunden und kleine Genossenschaftsbanken stießen bald an ihre Grenzen, denn ihre wachsenden Kunden brauchten größere Kredite. Man entschied sich für Fusionen, um mit den Kunden mitzuwachsen und sie mit ausreichend großen, abgesicherten Krediten bedienen zu können.
Heute üben strenge Bankenregulierungen und natürlich auch die Niedrigzinsphase Druck auf die Volks- und Raiffeisenbanken aus und zwingen sie mitunter zu weiteren Fusionen und Schließungen. Doch davon sind grundsätzlich alle Institutsgruppen betroffen.
Anzahl der Bankenfusionen
Wie sich die Anzahl der oben erklärten Fusionen bei Volks- und Raiffeisenbanken entwickelte, zeigt dieses Diagramm. Zu Beginn des Beobachtungszeitraums war die Anzahl der Fusionen am höchsten, was auch die drastische Abnahme dieser Banken zur Zeit vor der Jahrtausendwende erklärt.
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Autor: Tina Reisewitz
veröffentlicht: 24.10.2019, letztes Update: 04.09.2023
Quellen und weiterführende Links
- Deutsche Bundesbank – Bankstellenstatistik
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