Nominalzinsen und Realzinsen für Konsumentenkredite in der Eurozone
Deutsche Verbraucher wissen, die Zinsen sinken seit Jahren. Das ist zum einen ärgerlich, da mit Tagesgeldern und Festgeldern nur noch wenig Gewinn gemacht werden kann. Zum anderen hat es den positiven Effekt, dass es noch nie so einfach war, einen günstigen Kredit zu bekommen.
Nun stehen die Entwicklungen in Deutschland nicht immer stellvertretend für die Entwicklungen in der Eurozone. Während hierzulande etwa die Wirtschaft zumindest bis zur Coronakrise brummte, kämpften vor allem die südeuropäischen Staaten mit Rezessionen, Staatsverschuldung und Jugendarbeitslosigkeit.
Grund genug für uns, die Lage auf dem Kreditmarkt regelmäßig genauer unter die Lupe zu nehmen. Sinken die Zinsen für Konsumentenkredite in der Eurozone oder ist dies ein „deutsches“ Phänomen? Und welche Rolle spielt die Inflation bei der Berechnung der realen Zinsen?
- Die Nominalzinsen für Konsumentenkredite in der Eurozone sinken seit Jahren. Zwischen Anfang 2000 und Mitte 2021 sind sie von 7,33 Prozent p.a. auf 4,59 Prozent p.a. und damit um 37,4 Prozent gesunken.
- Die Inflationsrate in der Eurozone legte zuletzt deutlich zu – eine Folge des Abklingens der Coronakrise und der wiedererstarkten Nachfrage der Verbraucher und Unternehmen.
- Der Realzins ist dadurch im Juni 2021 auf ein Rekordtief von 2,69 Prozent pro Jahr gesunken – ein Rücjgang um 48,6 Prozent.
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Nominalzinsen für Konsumentenkredite
Deutsche Verbraucher erhielten einen Konsumentenkredit zu einem Zinssatz von zuletzt durchschnittlich 4,73 Prozent. Das erscheint relativ hoch, angesichts fabelhaft niedriger Zinsen, die in der Werbung versprochen werden. Doch ist eine klare Entwicklung in den vergangenen Jahren erkennbar gewesen. So mussten Anfang 2001 noch knapp acht Prozent Zinsen jährlich für einen Konsumentenkredit berappt werden.
2006 stiegen die Zinsen zwischenzeitlich an. Allerdings nur bis zur weltweiten Finanzkrise, um anschließend fast genauso schnell wieder zu sinken. Zuletzt war mit Beginn der Coronakrise 2020 eine deutliche Zinssenkung zu beobachten. Doch schon zur Jahresmitte berappelten sich die Zinsen wieder.
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Inflationsrate in der Eurozone
Nun verraten Nominalzinsen nicht immer die ganze Wahrheit. Um ein möglichst genaues Bild über das aktuelle Zinsniveau zu erhalten, darf die Inflationsrate nicht außer Acht gelassen werden. Die Inflation bezeichnet grob gesagt die allgemeine Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistung.
Das Gegenteil davon, also ein Absinken des Preisniveaus und ein Wertgewinn des Geldes, wird als Deflation bezeichnet. Nach einer langen Phase der stetigen Absenkung der Inflationsrate seit 2011 bis in den Minusbereich hinein setzte der damalige Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, eine Inflationsrate von knapp zwei Prozent als Ziel an. 2016/ 2017 wurden schließlich die ersten Fortschritte auf dem Weg dorthin verzeichnet.
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Realzinsen für Konsumentenkredite
Doch welche Rolle spielt die Inflation nun für die Berechnung der realen Zinsen für Konsumentenkredite? Der Definition nach berechnet sich der Realzins aus den nominalen Zinsen abzüglich der Inflationsrate. Der Grund dafür: Steigt neben den nominalen Kreditzinsen auch das Preisniveau allgemein (Inflation), so wird der Kredit im Verhältnis zu den allgemeinen Lebenshaltungskosten nicht teurer.
Und somit zeichnet sich bei den realen Zinsen für Konsumentenkredite in der Eurozone ein leicht anderes Bild als bei den nominalen Zinsen. So war beispielweise der Einbruch der Realzinsen im Zuge der Wirtschaftskrise deutlich größer als der der Nominalzinsen.
Während letztere nur leicht sanken, gab es zunächst einen starken Anstieg der Inflation, was zur Folge hatte, dass die Kreditzinsen im Verhältnis zum allgemeinen Preisniveau besonders günstig waren. Dieser Effekt verpuffte schließlich, als die Eurozone 2014 bis 2016 zeitweise in die Deflation rutschte. So wurden die Kreditzinsen real teilweise sogar höher, obwohl sie nominal weiter sanken.
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Veröffentlicht am 26.07.2017
Letztes Update am 09.08.2021