Kreditverhalten der Deutschen
Die SCHUFA Holding AG ist Deutschlands größte Auskunftei. Ihr Datenbestand umfasst mehr als eine Milliarde Informationen zu knapp 70 Millionen Privatpersonen und sechs Millionen Unternehmen. Mehr Einblick in die Finanzen der Deutschen dürfte kaum eine Institution haben.
Grund genug für die Aktiengesellschaft mit Sitz in Wiesbaden alljährlich das Kreditverhalten der Deutschen zu untersuchen und die Ergebnisse im SCHUFA Kredit-Kompass zu präsentieren. Ausgewählte interessante Statistiken aus ebenjenem Kredit-Kompass haben wir für Sie auf dieser Seite aufbereitet.
- Die jüngsten Daten auf dieser Seite entstammen dem SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020 und zeigen Datenreihen der SCHUFA bis 2019.
- Zu 90,9 Prozent der Verbraucher liegen der SCHUFA ausschließlich positive Informationen vor und 97,9 Prozent aller Privatkredite werden ordnungsgemäß zurückgezahlt. Das gilt nach ersten Recherchen der SCHUFA auch für die Zeit der Coronakrise seit 2020.
- Seit 2018 bis hin zum dritten Quartal 2020 lag die Kreditausfallrate trotz Coronakrise konstant bei 2,1 Prozent.
- Die Anzahl neu abgeschlossener Ratenkredite ging 2020 zurück. Da allerdings bereits seit 2018 ein jährlicher Rückgang zu verzeichnen ist, lässt sich daraus nicht zwangsläufig ein Corona-Effekt ableiten.
Kreditanfragen
Holt sich ein Kreditinteressent bei einer Bank ein Kreditangebot an, fragt die Bank die SCHUFA-Daten des Interessenten zur Konditionsermittlung ab. Schließlich gibt die SCHUFA Auskunft zu bestehenden Verträgen, Konten und dem früheren Kreditverhalten der jeweiligen Person.
Daraus kann die Bank die Kreditwürdigkeit des Interessenten ablesen und ihm ein Angebot mit angemessenen Konditionen machen. Die Anzahl der Anfragen von Banken nach einer SCHUFA-Auskunft ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen: Waren es im Jahr 2011 noch gut zwölf Millionen Anfragen, stieg der Wert im Jahr 2019 auf 39,5 Millionen Anfragen. Gegenüber dem Vorjahr 2018 beträgt der Anstieg 13,67 Prozent.
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Das liegt vor allem daran, dass sich die Deutschen immer mehr Kreditangebote einholen, bevor sie sich für einen Anbieter entscheiden. So waren es im Jahr 2011 lediglich 1,1 Anfragen der Banken nach einer Schufa-Auskunft pro abgeschlossenem Kredit, im Jahr 2018 dagegen schon 2,7 Anfragen pro Kredit und 2019 waren es durchschnittlich 3,3 Anfragen pro Kredit. Der Trend geht also deutlich dahin, dass Kreditinteressenten mehrere Kreditangebote vor einer Kreditaufnahme vergleichen.
Bestehende und neu abgeschlossene Kredite
Dass immer mehr Anfragen nicht automatisch mehr Kredite bedeuten, zeigen die Zahlen zu den bestehenden und neu abgeschlossenen Ratenkrediten. Beide Werte waren zuletzt rückläufig. Während die Anzahl der bestehenden Kreditverträge im Jahr 2018 einen Höchstwert von knapp 18,5 Millionen erreichte und anschließend auf 18,2 Millionen im Jahr 2019 gesunken ist, sinkt die Anzahl der Neukreditverträge bereits seit 2018.
Dabei sind Kredite in der aktuellen Niedrigzinsphase günstig wie nie. Die Banken jedoch verschärften im Zuge der Weltwirtschaftskrise ihre Regularien bei der Kreditvergabe, sodass Kreditinteressenten hohe Hürden überwinden müssen, um auch tatsächlich einen Kredit zu erhalten. Und auch seit der Coronakrise wurde die Kreditvergabe erschwert. Etwa Arbeitnehmer in Kurzarbeit oder aus betroffenen Branchen erhielten nur eingeschränkt oder gar keine Kredite. Unabhängig davon passten die Verbraucher ihr Finanzverhalten an, indem sie bislang größere Anschaffungen verschoben und finanzielle Engpässe mit Rücklagen überbrückten.
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Durchschnittliche Kredithöhe und Restschuld
Das Zinstief nimmt Einfluss auf das Kreditverhalten der Deutschen. Schließlich macht dieses Zinstief die Kredite billiger und die Kreditnehmer können sich dadurch höhere Kreditsummen leisten.
Das zeigt auch die Statistik zur durchschnittlichen Höhe neu aufgenommener Kredite sowie der Höhe der Restschuld der Ratenkredite in Deutschland. Beide Werte stiegen in den vergangenen Jahren konstant an. Während die durchschnittliche Restschuld zwischen 2010 und 2019 um 53 Prozent zulegte, stieg die durchschnittliche Kredithöhe im selben Zeitraum um 48 Prozent. Die Niedrigzinsphase ermöglicht also die Aufnahme größerer Kreditbeträge, da sich durch die geringere Zinslast die zu leistende Restschuld nicht signifikant erhöht.
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Andere Kreditnehmer nutzten die geringeren Zinsen, um die Kreditlaufzeit zu erhöhen und damit niedrigere Monatsraten zu zahlen. So stieg die durchschnittliche Kreditlaufzeit zwischen 2011 und 2019 von 42 Monate auf 54,6 Monate.
Risikostufen der Schufa
Wie weiter oben angedeutet, holen Banken Auskünfte bei der SCHUFA ein, bevor sie entscheiden, ob der Kreditinteressent den Kredit tatsächlich erhält und zu welchen Konditionen. Mitentscheidend für die Kreditvergabe ist auch das sogenannte SCHUFA-Risikomodell. Dieses gibt das Risiko für eine Ver- und Überschuldung der jeweiligen Person an.
Im Modell gibt es vier Risikostufen: Grün, Gelb, Orange und Rot. Risikostufe Grün stellt dabei das geringste Risiko für eine Ver- und Überschuldung dar, Risikostufe Rot das höchste Risiko.
Während Personen, die der Risikogruppe Grün zugeordnet werden, keine negativen SCHUFA-Merkmale aufweisen und ohne aktuelle Kreditverpflichtungen sind, liegt gegen Personen der Risikogruppe Rot ein Haftbefehl vor bzw. wurde bereits eine Privatinsolvenz durchgeführt.
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Das Diagramm zeigt, dass die Deutschen hauptsächlich der Risikogruppe Grün zugeordnet sind. Zu diesen Personen liegen ausschließlich positive SCHUFA-Informationen vor. Große Verschiebungen zwischen den einzelnen Gruppen gab es in den vergangenen Jahren nicht.
Dazu passt auch das Ergebnis der SCHUFA-Studie 2019, dass knapp 98 Prozent der Deutschen ihre Konsumentenkredite pünktlich und ordnungsgemäß zurückzahlen. Die Banken könnten also mehr Vertrauen zu den Verbrauchern haben und die Kreditaufnahme wieder etwas erleichtern. Selbst für die Zeit der Coronakrise seit dem Jahr 2020 konnte die SCHUFA laut ersten Recherchen feststellen, dass die Verbraucher unverändert und zu einem ganz überwiegenden Teil ihre Ratenkredite pünktlich und im vollen Umfang zurückzahlen. Die Kreditausfallrate
lag Ende des dritten Quartals 2020, wie auch schon im Jahr 2019, bei lediglich 2,1 Prozent.
Veröffentlicht am 13.06.2017
Letztes Update am 03.12.2020 durch Tina Mark
Quellen und weiterführende Links
- Schufa Holding AG – SCHUFA Risiko- und Kredit-Kompass 2020