Kredit-News im Juli 2025: Schufa-Urteil und Klarna ist nicht Pleite

Die deutsche Finanzwelt ist derzeit in Bewegung wie selten zuvor. Während Gerichte neue Maßstäbe für Verbraucherrechte setzen, stehen Immobilienkäufer vor steigenden Zinsen – und in den sozialen Medien sorgen Falschmeldungen über Finanzdienstleister für Verunsicherung. Der Juli 2025 bringt gleich mehrere wegweisende Entwicklungen mit sich: Beispielsweise hat das Landgericht Bayreuth der SCHUFA erstmals Grenzen aufgezeigt und einen Schadenersatz zugesprochen – ein Paukenschlag, der das gesamte Scoring-System erschüttern könnte. Gleichzeitig müssen sich angehende Hausbesitzer auf weitere Zinserhöhungen einstellen, während Experten vor anhaltenden Turbulenzen warnen. Und als wäre das nicht genug, zeigt der Fall Klarna, wie schnell sich Gerüchte in sozialen Netzwerken verbreiten – und warum kritisches Hinterfragen wichtiger denn je ist. Diese drei Themen verbindet mehr als nur der Zeitpunkt: Sie alle zeigen, wie sich die Machtverhältnisse zwischen Verbrauchern und Finanzwirtschaft gerade neu sortieren. Transparenz wird zur Pflicht, Zinswenden zur Realität und Desinformation zur Gefahr.
Durchbruch gegen SCHUFA: Erstmals Schadenersatz zugesprochen
- Landgericht Bayreuth verurteilte SCHUFA erstmals zu 3.000 Euro Schadenersatz wegen mangelnder Transparenz
- SCHUFA muss detailliert offenlegen, wie der Score berechnet wird und welche Daten verwendet werden
- Urteil könnte das gesamte SCHUFA-System grundlegend verändern
Das Landgericht Bayreuth hat ein wegweisendes Urteil gegen die SCHUFA gefällt. Erstmals wurde nicht nur umfassende Transparenz bei der Score-Berechnung gefordert, sondern auch ein Schadenersatz von 3.000 Euro zugesprochen.
Die Klägerin erhielt das Recht auf detaillierte Auskunft darüber, welche Daten für ihren SCHUFA-Score verwendet wurden und mit welcher Gewichtung. Das Gericht sah einen klaren Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), da die automatisierte Score-Ermittlung unter das Verbot automatisierter Entscheidungen fällt.
Das Urteil knüpft an die Kritik des Europäischen Gerichtshofs von Ende 2023 an, der die mangelnde Transparenz der SCHUFA bemängelt hatte. Nun wird diese europäische Sichtweise erstmals national umgesetzt.
Rechtsexperten bewerten die Entscheidung als Meilenstein für den Datenschutz. Das System geheimer Algorithmen gerät durch die gerichtlich geforderten Transparenzpflichten unter Druck. Branchenkenner halten eine grundlegende Neuausrichtung des SCHUFA-Systems für möglich. Das Urteil könnte weitreichende Auswirkungen auf die Kreditwirtschaft haben und Verbrauchern erstmals wirksame Mittel gegen ungerechtfertigte Bewertungen geben.
Baufinanzierung wird teurer: Experten erwarten steigende Zinsen bis Jahresende
- Die aktuellen Mindestsollzinsen von Baufinanzierungen liegen derzeit bei durchschnittlich 3,87 Prozent und sind seit Jahresanfang um 0,31 Prozentpunkte gestiegen
- Mehrheit der Baufinanzierungs-Experten erwartet steigende Zinsen bis Ende 2025 – keiner rechnet mit sinkenden Zinsen
- Große Zinsschwankungen erwartet wegen wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheit
Aktuell liegen die durchschnittlichen Bauzinsen (ermittelt aus dem Mindestsollzins von 12 Banken und Vermittlern auf Kreditvergleich.net) bei 3,87 Prozent – bereits 0,31 Prozentpunkte höher als zu Jahresbeginn.
Eine Umfrage von biallo.de unter 14 Banken und Kreditvermittlern zeigt: Immobilienkäufer müssen sich auf höhere Baufinanzierungszinsen einstellen. Neun von 14 befragten Experten erwarten bis Jahresende einen Anstieg der Zinsen für zehnjährige Baufinanzierungen. Mit sinkenden Zinsen rechnet keiner der Fachleute. Zunächst erwarten die Experten eine Seitwärtsbewegung, bevor die Zinsen weiter steigen könnten.
Gleichzeitig rechnen die Fachleute mit anhaltenden Schwankungen. Grund sind die unsichere US-Zollpolitik und geopolitische Risiken, die erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten verursachen. Als Hauptgrund für den möglichen Zinsanstieg nennen die Experten das geplante schuldenfinanzierte Investitionspaket der Bundesregierung. Die vermehrte Ausgabe von Staatsanleihen könnte deren Renditen steigen lassen – und damit auch die Bauzinsen, die sich an deutschen Staatspapieren orientieren.
Die Experten raten Kaufinteressierten, sich jetzt nach Objekten und Finanzierungen umzuschauen, um einem möglichen weiteren Zinsanstieg zuvorzukommen.
Klarna dementiert: Keine Pleite trotz TikTok-Spekulationen
- TikTok-Gerüchte über Klarna-Pleite sind unbegründet – Kreditausfallquote nur minimal von 0,51% auf 0,54% gestiegen
- Verlust von 99 Millionen Dollar durch gescheiterten US-Börsengang, nicht durch operative Probleme
- Klarna verzeichnete das vierte profitable Quartal in Folge, operative Geschäft läuft weiterhin gut
Auf TikTok kursieren Videos, die behaupten, der Finanzdienstleister Klarna stehe vor der Pleite, weil Kunden ihre „Buy now, pay later“-Kredite nicht zurückzahlen. Diese Gerüchte sind jedoch unbegründet.
Klarna bietet zwei Hauptprodukte an: den klassischen Rechnungskauf mit 30 Tagen Zahlungsfrist und echte Ratenzahlungen über mehrere Monate. Während etwa ein Drittel der E-Commerce-Umsätze über Rechnungskauf abgewickelt werden, machen Ratenzahlungen nur fünf Prozent aus. Die Kreditausfallquote ist trotz absolut höherer Verluste nahezu stabil geblieben. Sie stieg minimal von 0,51 auf 0,54 Prozent – das bedeutet, dass nur etwa einer von 200 Kunden seine Schulden nicht zurückzahlt. Professor Tobias Berg von der Goethe-Universität Frankfurt erklärt, dass diese Quote noch überschaubar sei. Zum Vergleich: Bei klassischen Bankenkrediten liegt die Ausfallquote bei etwa zwei Prozent.
Der Nettoverlust von 99 Millionen Dollar im ersten Quartal 2025 resultiert nicht aus operativen Problemen, sondern aus Kosten für den abgesagten US-Börsengang. Das operative Geschäft läuft nach Unternehmensangaben weiterhin gut – Klarna verzeichnete das vierte profitable Quartal in Folge. Die höheren absoluten Verluste erklären sich durch das Unternehmenswachstum: Mehr vergebene Kredite führen automatisch zu mehr Ausfällen, ohne dass sich die prozentuale Quote verschlechtert.