Kredit-News im Oktober 2025: Kreditvergabe auf Tiefstand, angespannter Wohnungsmarkt und günstigere Kredite für Bauherren

Oktober 2025 Der deutsche Kreditmarkt zeigt sich von seiner widersprüchlichen Seite. Während Banken bei der klassischen Ratenkreditvergabe so restriktiv wie nie zuvor agieren und mehr als die Hälfte aller Anträge ablehnen, setzt die Bundesregierung mit deutlich verbesserten KfW-Förderkonditionen ein positives Signal für den Wohnungsbau. Gleichzeitig bleibt der Wohnungsmarkt angespannt, denn trotz leichter Verbesserungen bei den Baugenehmigungen fehlt es weiterhin an Neubauten im dringend benötigten Mehrfamilienhaussegment. Die aktuelle Entwicklung verdeutlicht: Die wirtschaftliche Unsicherheit führt zu strengeren Kreditprüfungen, doch staatliche Förderprogramme können gezielt Anreize für wichtige Investitionen setzen. Wir beleuchten die drei zentralen Entwicklungen der Kredit- und Immobilienlandschaft und zeigen, welche Chancen sich trotz der Herausforderungen für Verbraucher und Bauherren ergeben.
Kreditvergabe auf Tiefststand: Banken lehnen mehr als die Hälfte aller Anträge ab
- Nur noch 46,8 Prozent der Kreditinteressierten erhalten im August ein Finanzierungsangebot – so wenige wie nie zuvor
- Der Verivox-Kreditverfügbarkeitsindex ist auf einen historischen Tiefststand von 65,7 gefallen
- Anfragen bei mehreren Banken gleichzeitig erhöhen die Chancen erheblich und können über 1.000 Euro Zinsen sparen
Die Kreditvergabe in Deutschland erreicht einen neuen Tiefpunkt. Laut Verivox erhielten im August nur noch 46,8 Prozent aller Antragsteller mindestens ein Kreditangebot, obwohl sie bei mehreren Banken gleichzeitig anfragten. Mehr als jede zweite Kreditanfrage bleibt damit erfolglos. Der Verivox-Index zur Kreditverfügbarkeit fiel auf einen Rekordtiefstand von 65,7 Punkten. Das bedeutet, dass über ein Drittel der Verbraucher, die Anfang 2020 noch problemlos einen Kredit bekommen hätten, heute leer ausgehen. Die Situation ist damit schlechter als während der Corona-Lockdowns.
Als Hauptgründe nennt Geschäftsführer Oliver Maier die schwache Konjunktur und steigende Arbeitslosenzahlen. Die Banken wollen das Risiko von Kreditausfällen minimieren und prüfen Anträge deshalb deutlich strenger. Dies belastet jedoch die Wirtschaft zusätzlich, da wichtige private Investitionen wie Autokäufe, Möbelanschaffungen oder Renovierungen häufig nicht realisiert werden können.
Verbraucher können ihre Chancen verbessern, indem sie bei mehreren Instituten anfragen. Zudem profitieren sie von günstigeren Konditionen: Wer über Vergleichsportale einen Kredit aufnimmt, zahlt durchschnittlich nur 6,79 Prozent Zinsen statt der bundesweiten 8,36 Prozent und spart bei einem 20.000-Euro-Kredit über sechs Jahre mehr als 1.000 Euro.
Wohnungsmarkt bleibt angespannt: Neubau konzentriert sich auf falsche Haustypen
- Deutschland verfügt über 43,8 Millionen Wohneinheiten, aber der Neubau hinkt dem Bedarf hinterher
- Baugenehmigungen steigen vor allem bei Einfamilienhäusern (+14 Prozent), während Mehrfamilienhäuser stagnieren (+0,1 Prozent)
- 2024 wurden mit 251.900 neuen Wohnungen 14,4 Prozent weniger fertiggestellt als im Vorjahr
Die Wohnraumnot in Deutschland entspannt sich nur langsam. Ende 2024 gab es laut Destatis knapp 44 Millionen Wohnungen im Land, ein Zuwachs von 0,5 Prozent oder 238.500 Einheiten gegenüber dem Vorjahr. Über die letzten zehn Jahre wuchs der Bestand um 6,1 Prozent, während die Gesamtwohnfläche um 9,1 Prozent zunahm. Dies zeigt, dass Wohnungen im Durchschnitt größer werden.
Die durchschnittliche Wohnfläche liegt aktuell bei 94 Quadratmetern, pro Kopf sind es 49,2 Quadratmeter. Da der Wohnungsbestand etwas stärker wuchs als die Bevölkerung, sank die Personenzahl pro Wohnung leicht von 2,0 auf 1,9. Trotzdem bleibt der Wohnungsmarkt angespannt. 2024 wurden nur 251.900 neue Wohnungen gebaut – 14,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders problematisch ist die Struktur des Neubaus: Im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Baugenehmigungen zwar um 2,9 Prozent auf 110.000 Einheiten, doch das Plus konzentriert sich fast ausschließlich auf Einfamilienhäuser mit einem Anstieg von 14 Prozent.
Bei Mehrfamilienhäusern, in denen über die Hälfte aller Wohnungen liegen und die für die Entspannung des Marktes entscheidend sind, gab es nur ein minimales Plus von 0,1 Prozent. Diese Entwicklung erschwert die Lösung der Wohnraumknappheit, da der Bedarf vor allem im urbanen Mehrfamilienhausbau besteht.
Günstigere Kredite für Bauherren: KfW senkt Zinsen deutlich unter Marktniveau
- Die Zinsen für klimafreundliche Neubauten sinken um 0,7 bis 1,4 Prozentpunkte und liegen deutlich unter Marktkonditionen
- Das KFN-Programm bietet 1,13 Prozent Effektivzins für EH-40-Häuser, das KNN-Programm nur 0,01 Prozent für EH-55-Häuser
- Gefördert werden bis zu 100.000 Euro pro Wohneinheit, bei höherer Energieeffizienz bis zu 150.000 Euro
Die Bundesregierung verbessert die Förderkonditionen für klimafreundlichen Neubau deutlich. Bundesbauministerin Verena Hubertz betont, dass die neuen Zinssätze spürbar unter den aktuellen Marktkonditionen liegen. Die Verbesserungen gelten ab sofort für die Programme „Klimafreundlicher Neubau“ (KFN) und „Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN).
Das seit 2023 laufende KFN-Programm richtet sich an Privatpersonen, Unternehmen und Genossenschaften. Wer den Effizienzhaus-Standard EH 40 erreicht und auf fossile Brennstoffe verzichtet, erhält Kredite bis 100.000 Euro pro Wohneinheit zu einem Effektivzins von nur 1,13 Prozent. Mit dem zusätzlichen Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude steigt die Fördersumme auf 150.000 Euro.
Noch günstiger ist das KNN-Programm für das Niedrigpreissegment mit einem Effektivzins von nur 0,01 Prozent. Hier gilt der etwas niedrigere EH-55-Standard, allerdings müssen Bauherren eine effiziente Flächennutzung mit einer Mindestanzahl von Aufenthaltsräumen nachweisen. Seit September gelten zudem erhöhte Baukostenobergrenzen, und Küchen zählen nun als Aufenthaltsräume.
Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes begrüßt die Zinsverbilligungen, fordert aber eine dauerhafte Absicherung der Senkungen. Die Förderanträge müssen über die Hausbank bei der KfW gestellt werden, deren Zinssätze sich täglich an den Kapitalmarktbedingungen orientieren.