Kredit-News im Dezember 2025: Deutsche Privatverschuldungen nehmen zu und Verbraucherkreditrichtlinien treten in Kraft

Die Kreditlandschaft in Deutschland durchläuft einen historischen Wendepunkt. Nach sechs Jahren rückläufiger Zahlen kehrt die Überschuldung mit Wucht zurück: 5,67 Millionen Menschen können ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen – 111.000 Menschen mehr als noch im Vorjahr. Die Schufa meldet für 2024 einen Anstieg erstmaliger Zahlungsstörungen um 13 Prozent. Besonders alarmierend: Nicht mehr nur klassische Risikogruppen sind betroffen, sondern zunehmend auch Menschen mit stabilem Einkommen, deren finanzielle Puffer nach Jahren multipler Krisen aufgebraucht sind.
Während Buy-Now-Pay-Later-Angebote sich zur Schuldenfalle für fast die Hälfte ihrer Nutzer entwickeln, ringt die Politik um die richtige Antwort. Die neue EU-Verbraucherkreditrichtlinie soll den Verbraucherschutz stärken und den Kreditmarkt digitalisieren – doch zwischen Bankenverband, Verbraucherschützern und Bundesregierung tobt ein Streit um die konkrete Umsetzung.
Lesen Sie mehr dazu in unserer Dezember-News.
Zahlungsschwierigkeiten in Deutschland steigen deutlich – Schufa warnt vor beunruhigender Entwicklung
- Die Schufa meldet einen Anstieg von erstmaligen Zahlungsstörungen um 13 Prozent in den ersten drei Quartalen 2024 – besonders betroffen sind junge Menschen und Geringverdiener.
- Buy-Now-Pay-Later-Angebote entwickeln sich zur Schuldenfalle: Fast die Hälfte der Nutzer hat Zahlungsfristen versäumt und musste Mahngebühren zahlen.
Immer mehr Menschen in Deutschland können ihre finanziellen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Die Auskunftei Schufa verzeichnet bei Verbrauchern, die erstmals eine Rechnung oder einen Kredit trotz mehrfacher Mahnungen nicht bezahlen konnten, einen deutlichen Anstieg. Besonders alarmierend zeigt sich die Situation bei jungen Erwachsenen und Menschen mit geringem Einkommen. Dazu steigt die Nutzung von Krediten massiv an: 17 Prozent der Befragten haben innerhalb von sechs Monaten einen Kredit aufgenommen, deutlich mehr als im Oktober 2024. Als Hauptursachen nennt die Auskunftei die gestiegenen Lebenshaltungskosten und höheren Kreditzinsen, die die Haushaltsbudgets zusätzlich belasten.
Besonders problematisch entwickeln sich Buy-Now-Pay-Later-Dienste: Ein Drittel der Verbraucher nutzt diese Angebote, doch 44 Prozent der Nutzer haben Zahlungsfristen versäumt. Die finanzielle Unsicherheit spiegelt sich auch in den Zukunftsängsten wider: 64 Prozent der Befragten blicken mit Sorge voraus, nur 23 Prozent verfügen über ausreichende Rücklagen. Die Schufa fordert eine strengere Regulierung neuer Kreditformen zum Schutz der Verbraucher.
Überschuldung in Deutschland steigt erstmals seit sechs Jahren deutlich – 5,67 Millionen Betroffene
- Die Überschuldung in Deutschland steigt 2025 erstmals seit sechs Jahren wieder deutlich: 5,67 Millionen Menschen über 18 Jahre sind betroffen – ein Anstieg um 111.000 Fälle (+2,0 Prozent) auf eine Quote von 8,16 Prozent.
- Besonders alarmierend ist der parallele Anstieg von harter und weicher Überschuldung, was auf eine breite strukturelle Verschlechterung der privaten Finanzen hindeutet.
Nach sechs Jahren rückläufiger Entwicklung kehrt die Überschuldung in Deutschland zurück. Der Schuldneratlas 2025 von Creditreform verzeichnet mit 5,67 Millionen überschuldeten Menschen einen deutlichen Anstieg um 111.000 Fälle gegenüber dem Vorjahr. Die Überschuldungsquote klettert damit auf 8,16 Prozent – der erste spürbare Zuwachs seit 2018.
Besonders bemerkenswert ist, dass nicht mehr nur klassische Risikogruppen betroffen sind. Erstmals seit Jahren steigt die Überschuldung über fast alle sozialen Schichten hinweg. Auffällig ist die Entwicklung bei Menschen mit mittlerem oder überdurchschnittlichem Einkommen, die nach Jahren des Verzichts ihren Lebensstandard durch Ersatz- oder Nachholkonsum aufrechterhalten wollen und dabei ihre finanzielle Belastbarkeit überschätzen.
Ein Warnsignal sieht Creditreform im parallelen Anstieg sowohl harter als auch weicher Überschuldung – eine Konstellation, die zuletzt 2017 beobachtet wurde. Die Zahl juristisch relevanter Überschuldungsfälle stieg um 39.000, während weiche Überschuldungen um 72.000 Fälle zunahmen.
Überdurchschnittlich stark betroffen sind junge Menschen unter 30 Jahren sowie Ältere über 60. Während Jüngere durch Konsum und Kredite straucheln, leiden Ältere unter steigenden Lebenshaltungskosten bei begrenzten Renteneinkommen. In 69 Prozent der Kreise und kreisfreien Städte sind die Überschuldungsquoten gestiegen – doppelt so häufig wie im Vorjahr. Creditreform rechnet damit, dass sich der negative Trend 2026 fortsetzt.
Bankenfachverband fordert digitale Kreditprozesse ohne nationale Sonderregelungen
- Der Bankenfachverband begrüßt den Referentenentwurf zur Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie, fordert aber eine 1:1-Umsetzung ohne zusätzliche nationale Verschärfungen, um die Vereinheitlichung des europäischen Kreditmarkts nicht zu gefährden.
- Die Abschaffung des Schriftformerfordernisses zugunsten digitaler Textform wird als wichtiger Schritt zur Modernisierung bewertet, der Verband warnt jedoch vor bürokratischen Auflagen, die ein „ewiges Widerrufsrecht“ schaffen könnten.
Der Bankenfachverband positioniert sich klar zur nationalen Umsetzung der EU-Verbraucherkreditrichtlinie und reagiert damit auf den vom Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz vorgelegten Referentenentwurf. Während die Branche die geplanten Reformen grundsätzlich begrüßt, fordert sie nachdrücklich eine europakonforme Umsetzung ohne deutsche Sonderregelungen.
Im Zentrum der Kritik stehen mögliche nationale Verschärfungen, die nach Ansicht des Verbandes die Zielsetzung der Richtlinie unterlaufen würden. Die EU-Verbraucherkreditrichtlinie soll den europäischen Kreditmarkt vereinheitlichen und modernisieren. Abweichende nationale Regelungen würden hingegen zu zusätzlicher Komplexität führen und dieses Ziel konterkarieren.
Positiv bewertet der Bankenfachverband die geplante Abschaffung des Schriftformerfordernisses für Allgemein-Verbraucherdarlehen. Geschäftsführer Jens Loa betont, dass Verbraucher heute bereits nahezu jedes Konsumgut online kaufen, Versicherungen digital abschließen und Wertpapiere per App handeln können – alles ohne eigenhändige Unterschrift. Die Einführung der digitalfreundlichen Textform sei daher ein überfälliger Schritt zur Förderung eines modernen, verbrauchernahen Kreditmarkts.
Gleichzeitig äußert der Verband Bedenken vor übermäßigen bürokratischen Anforderungen. Besonders kritisch sieht er die Gefahr eines „ewigen Widerrufsrechts“ durch unklare Regelungen. Die Deutsche Kreditwirtschaft fordert daher einen deutlichen Bürokratieabbau bei der nationalen Umsetzung und begrüßt die entsprechende Initiative der Bundesregierung vom Oktober 2025.
Die Richtlinie musste bis zum 20. November 2025 in nationales Recht umgesetzt werden und erweitert den Anwendungsbereich deutlich. Künftig fallen auch Kleinkredite bis 200 Euro, zins- und gebührenfreie Kredite sowie Buy-Now-Pay-Later-Modelle unter die Regelungen.