Der Bau-Boom geht weiter
Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes sprechen eine deutliche Sprache. In Deutschland wird nach wie vor gebaut, ohne dass ein Ende in Sicht ist. Dieser Trend hält inzwischen seit dem Jahr 2010 ungebrochen an.
In absoluten Zahlen stieg die Zahl der neu erstellten Wohnungen um 3.600 Einheiten. Dabei ist dieser Anstieg aber nicht durchgängig bei allen Arten von Wohnraum zu verzeichnen.
Zweifamilienhäuser rückläufig
Wie die Wiesbadener mitteilten, stieg die Zahl der Neubauwohnungen im ersten Halbjahr 2015 gegenüber dem Vergleichszeitraum 2014 um 1,5 Prozent. Alle Baumaßnahmen in der Summe erreichen sogar einen Zuwachs von 2,6 Prozent.
Auffällig ist, dass die Zahl der Objekte mit zwei Wohneinheiten, Zweifamilienhäuser, rückläufig ist. Ein Rückgang von 4,7 Prozent in diesem Segment kann durchaus als signifikant angesehen werden. Ein Grund ist dafür nicht ersichtlich.
Einfamilienhäuser verzeichnen zwar einen Anstieg, dieser liegt mit einem Prozent allerdings ebenfalls unter dem Durchschnitt. Im Mittelpunkt steht eindeutig die Schaffung von Mehrfamilienhäusern mit drei Wohnungen oder mehr im Vermietungssektor. Hier beträgt das Plus gegenüber 2014 immerhin 5,3 Prozent, was ein Mehr von 3.150 Einheiten bedeutet.
Während Einfamilienhäuser überwiegend der Selbstnutzung dienen, ging die Erstellung von Eigentumswohnungen ebenfalls zurück. Hier lag das Minus bei 5,8 Prozent. Noch drastischer fiel der Rückgang bei Immobilien aus, die nicht für Wohnzwecke gedacht sind. Hier betrug das Minus 20,2 Prozent oder 469 Einheiten.
Baugenehmigungen von Wohnungen nach Gebäudearten | ||||
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Gebäudeart | Genehmigte Wohnungen | |||
Januar–Juni | Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum | |||
2015 | 2014 | absolut | in % | |
Wohn- und Nichtwohngebäude (alle Baumaßnahmen) | 140 435 | 136 843 | 3 592 | 2,6 |
Neu errichtete Gebäude | 122 887 | 121 025 | 1 862 | 1,5 |
davon: | ||||
Wohngebäude | 121 038 | 118 707 | 2 331 | 2,0 |
mit 1 Wohnung | 44 751 | 44 286 | 465 | 1,0 |
mit 2 Wohnungen | 9 576 | 10 050 | – 474 | – 4,7 |
mit 3 oder mehr Wohnungen | 62 272 | 59 122 | 3 150 | 5,3 |
Wohnheime | 4 439 | 5 249 | – 810 | – 15,4 |
darunter: | ||||
Eigentumswohnungen | 31 078 | 33 001 | –1 923 | – 5,8 |
Nichtwohngebäude | 1 849 | 2 318 | – 469 | – 20,2 |
Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden | 17 548 | 15 818 | 1 730 | 10,9 |
davon: | ||||
Wohngebäude | 16 972 | 14 882 | 2 090 | 14,0 |
Nichtwohngebäude | 576 | 936 | – 360 | – 38,5 |
(Quelle: DeStatis, Statistisches Bundesamt)
Niedriges Zinsniveau fördert Einfamilienhäuser
Während Eigentumswohnungen offensichtlich stärker aus dem Bestand heraus erworben werden, erfüllt sich der eine oder andere Immobilienerwerber den Wunsch nach einer individuell erstellten Immobilie.
Das niedrige Zinsniveau trägt seinen Teil dazu bei, dass die Erstellung von Einfamilienhäusern für viele Bauherren eher zu realisieren ist, als noch vor zehn Jahren.
Dazu kommt die stetig wachsende Zahl von Fertighäusern und Ausbauhäusern, die als vergleichsweise preiswerte Alternative zu Massivbauhäusern oder Eigentumswohnungen ebenfalls in die Zahl der neu erstellen Objekte mit einer Wohneinheit einfließen.
Umbauter Raum bei genehmigten Neubauten von Nichtwohngebäuden nach Gebäudearten und Bauherren | ||||
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Gebäudeart | Umbauter Raum (1 000 m3 Rauminhalt) | |||
Januar–Juni | Veränderung gegenüber Vorjahreszeitraum | |||
2015 | 2014 | absolut | in % | |
Nichtwohngebäude | 87 185 | 92 218 | – 5 033 | – 5,5 |
davon: | ||||
Anstaltsgebäude | 2 327 | 2 216 | 111 | 5,0 |
Büro- und Verwaltungsgebäude | 6 767 | 6 760 | 7 | 0,1 |
Landwirtschaftliche Betriebsgebäude | 12 904 | 14 490 | – 1 586 | – 10,9 |
Nichtlandwirtschaftliche Betriebsgebäude | 58 945 | 62 739 | – 3 794 | – 6,0 |
darunter: | ||||
Fabrik- und Werkstattgebäude | 14 632 | 19 615 | – 4 983 | – 25,4 |
Handels- und Lagergebäude | 37 072 | 37 607 | – 535 | – 1,4 |
Hotels und Gaststätten | 1 527 | 1 395 | 132 | 9,5 |
Sonstige Nichtwohngebäude | 6 243 | 6 014 | 229 | 3,8 |
Öffentliche Bauherren | 7 717 | 7 130 | 587 | 8,2 |
Nichtöffentliche Bauherren | 79 468 | 85 088 | – 5 620 | – 6,6 |
(Quelle: DeStatis, Statistisches Bundesamt)
Öffentliche Hand verantwortlich für Anstieg bei Nicht-Wohngebäuden
Die Entwicklung der nicht für Wohnzwecke genutzten Gebäude ist ebenfalls einen Blick wert. Der umbaute Raum verringerte sich in den ersten sechs Monaten 2015 gegenüber dem Zeitraum Januar bis Juni 2014 um 5,5 Prozent.
Diese Entwicklung ist jedoch rein auf die verringerten Aktivitäten nicht-öffentlicher Bauherren zurückzuführen. Hier beträgt das Minus 6,6 Prozent. Demgegenüber legten die Aufträge der öffentlichen Bauherren um 8,2 Prozent, 882.000 Kubikmeter umbauter Raum, zu.
Ein zweistelliges Minus ist bei der Erstellung von Wohnheimen zu verzeichnen. Dieses betrug 15,4 Prozent oder 810 Einheiten.
Die differenzierte Betrachtung der Zahlen zeigt, dass der Anstieg bei Neubauten nicht homogen über alle Bereiche verläuft. In der Summe bleibt unter dem Strich aber eine weiterhin positive Entwicklung im Baugeschäft.